Danke! Danke! Wie Daniel Vasella und Christoph Blocher die Welt erklären, 24.05.2006

Danke! Danke!
Wie Daniel Vasella und Christoph Blocher die Welt erklären 24.05.2006, Weltwoche«Machen wir uns keine Illusionen», werden wir kleinen Leute gewarnt, die wir an den freien Markt und an offene Grenzen geglaubt hatten. Zum Beispiel hofften wir, dass jeder Likör, der in der EU als Cassis de Dijon verkauft wird, auch in der Schweiz zugelassen werde. Hätte unser Land dieses einfache Handelsprinzip eingeführt, wären die überhöhten Schweizer Preise schon längst ins Rutschen gekommen. Dachten wir.Nun belehrt uns Christoph Blocher via Tages-Anzeiger, worauf billiger werdende Waren hinauslaufen: «auch die Löhne und die Qualität» kämen dann ins Rutschen. Es sei zwar möglich, billiger zu produzieren. Aber: «Damit sinkt bei uns auch der Lebensstandard. Das wollen wir nicht!»Machen wir uns keine Illusionen: So ungefähr belehrte uns kurz zuvor Daniel Vasella, als er in der NZZ am Sonntag wortreich darlegte, warum Novartis, ein Weltkonzern, der 99 Prozent seines Umsatzes im Ausland erzielt, sich im 1-Prozent-Markt Schweiz vor Parallelimporten abschotten müsse, um hier höhere Preise durchzusetzen, als im Ausland üblich sind. Denn wer will schon riskieren, dass die Forscher das Land verlassen? – Eben.

Wir machen uns jetzt auch keine Illusionen mehr, warum ein Schweizer Bauer damit liebäugeln sollte, Saatgut und Chemikalien so billig einzukaufen wie ein Bauer der EU. Hat unser Bauer nämlich nicht nötig. Wir Neunmalklugen leisten uns stattdessen, alle Bauern zu subventionieren, damit diese indirekt das «geistige Eigentum» unserer Agrokonzerne schützen, welche zum Dank hierzulande forschen. Bis jetzt dachten wir zwar, dass die Schweiz nur deswegen so reich geworden sei, weil sie mit Exporten die ganze Welt beliefern durfte. Erst jetzt beginnen wir zu ahnen, dass die Schweiz nur dann reich bleiben wird, wenn es ihr gelingt, Importe – respektive Parallelimporte – abzuwehren. Seien wir also realistisch: Freier Welthandel, das ist Geschwätz der Theoretiker; der Praktiker hingegen legt dar, warum er seine eigene Werkstätte vor diesem Welthandel schützen muss. Schicken wir unsere Kronzeugen Christoph Blocher und Daniel Vasella doch hinaus – nach Seattle, Genua oder Evian, als Festredner an die nächsten Demos der Antiglobalisierer.

Übersicht