Heineken will kein Keineken

24.09.2009, Schweizer Familie

15 Engelberger um Conrad Engler setzten ihre freche Bieridee in die Tat um. Da braute sich Böses zusammen: Ein Bierkonzern liess sich provozieren und die Polizei vorfahren. 24.09.2009, Schweizer Familie
15 Engelberger um Conrad Engler setzten ihre freche Bieridee in die Tat um. Da braute sich Böses zusammen: Ein Bierkonzern liess sich provozieren und die Polizei vorfahren.
Schlotternd stehen 15 junge Leute in der Neujahrsnacht 2009 vor einer Garage zuoberst am Brunnihang über dem Klosterdorf Engelberg. In ihren Gläsern perlt kein Champagner, dafür Bier. Sie stossen auf eine lokale Bieridee an, von der sie voll überzeugt sind. Ein neues Bier wollen sie brauen: echtes Engelberger Klosterbräu, das im Gegensatz zum hiesigen Eichhof kein Heineken ist. Auf der Stelle empfangen sie eine «himmlische Eingebung» für den Namen, unter dem sie «ihr Bier» lancieren werden: «Kein Heineken = Keineken». Also gründen sie einen Verein, reservieren die Internetadresse (www.keineken.ch) und tragen beim Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum die Marke ein. Vom Brauen haben die Jungen zwar keine Ahnung, abgesehen vom «Grufti» ihrer Runde: Conrad Engler, der bald 55 ist, aus Basel kommt, immer in Engelberg Ferien gemacht hat und nun am Brunnihang wohnt – im Haus über der Garage.Hat Keineken-Präsident Conrad Engler Durst, trinkt er Bier. Doch er meidet «Allerweltspfützen». Sein Lieblingsbier «Amber» wird gebraut von «Unser Bier» – einem Verein, der in Basel nach der Übernahme des lokalen Feldschlösschen durch den Goliath Carlsberg entstanden ist. Bei «Unser Bier» ist Conrad Engler Aktionär, dort hat er einen Braukurs absolviert.Acht Monate nach der Neujahrsnacht folgt der himmlische Moment. Am 29. August 2009, zum ersten Jahrestag der Eichhof-Übernahme durch Heineken, lädt der Verein zum «Antrinken» an den Brunnihang. Unten in der Garage lagern die ersten 1200 Flaschen Klosterbräu der Marke «Keineken». Conrad Engler, früher Journalist, hat die Medienmitteilung verfasst. Reto Eller, junger Grafiker aus Engelberg, hat das Logo kreiert, das die Etiketten ziert. Der Flascheninhalt stammt aus der Basler Klein-Brauerei «Unser Bier»: «Vollmundig und so lieblich, dass es auch von Frauen geschätzt wird» (Eigenwerbung).

Prostend stehen die 15 Firmengründer auf der Terrasse, als das Mobiltelefon von Con-rad Engler klingelt. Drei Stunden sind verflossen, seit er die Presseeinladung versandt hat. Ein Anwalt des Heineken-Konzerns meldet sich. Er droht mit strafrechtlichen Folgen samt finanziellen Forderungen.

Bald fährt die Obwaldner Kantonspolizei vor und beschlagnahmt die 1200 Flaschen, die auf Wunsch von Heineken in Amsterdam kein «Keineken» sein dürfen. Ebenfalls konfisziert werden 100 Gläser, die von der nahen Glasi in Hergiswil NW produziert und mit dem Logo «Keineken» versehen wurden. Alles läuft friedlich, ja nüchtern ab. Laut Hausdurchsuchungsprotokoll verhalten sich die Jungen «sehr kooperativ».

Jetzt aber kämpfen sie weiter gegen den Goliath, sich schelmisch freuend über den Medienrummel, der bis Kanada und Neuseeland gereicht hat. Wurde in der Neujahrsnacht ob Engelberg eine Weltmarke geboren?

«Wir ziehen unser Gesuch beim Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum sicher nicht zurück», kündet Anian Kohler an, der in Engelberg arbeitet, in Luzern studiert, als Präsident des neuen Vereins «Engelberger Klosterbräu» amtiert. Und der sich jetzt, als wäre Keineken bereits Heineken, einen «renommierten Anwalt» genommen hat.

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