Auf Beizentour am Brienzersee Weekendtipp: Isteltwald

Weekendtipp: Isteltwald

28.05.2015, Schweizer Familie

Für manche ist Iseltwald «die Perle am Brienzersee», für andere ein «echtes Fischerdorf», für mich ist Iseltwald schlicht malerisch. «Maler haben sich hier besonders wohlgefühlt», erzähle ich meinem Schulfreund Urs, als wir mit dem Schiff, vom Bahnhof Interlaken Ost kommend, in Iseltwald anlegen. Hier, in der waldigen Bucht, befanden sich das Chalet und das Atelier von Zehnder Paul, genannt «Pablo». Die beiden berühmtesten Iseltwalder Maler waren die Surbeks, doch davon später.Heute ist Iseltwald der Ort, wo man isst. Gut isst. Mit ­Urs habe ich eine spezielle Tour ­gebucht: drei Gänge in den drei Iseltwalder Restaurants für 69 Franken.Wir schlendern über den Dorfplatz und dann dem See entlang zum «Chalet Du Lac». Wir setzen uns unter die Bäume in den Garten und bewundern die Bergkette vis-à-vis: «Eine Joggingstrecke», behaupte ich. Urs glaubt mir kaum. Aber der Extrem-Bergsteiger Ueli Steck, der drüben in Ringgenberg am gleichen See wohnt, joggt morgens vom Harderkulm via Augstmatthorn und Brienzer Rothorn zum Brünigpass – und fühlt sich danach so wohl wie auf dem Gipfel eines Achttausenders. «Das ist kein Witz.»

Wir stossen an und freuen uns auf die Vorspeise: kalt geräucherte Seeforelle aus dem Brienzersee. «Fische gibt es hier nicht mehr so viele», weiss ich. Deswegen seien die Forellen, die auf uns warten, auch nicht frisch, sondern geräuchert.

Den Hauptgang serviert uns das «Strandhotel», das direkt am Schiffssteg liegt. Dort gibts eine Terrasse mit Aussicht auf den Niesen am Thunersee. «Hat der Niesen einen Hut, wird das Wetter gut», lautet eine alte Regel. Urs studiert die Wolke über dem Gipfel und lächelt. Kulinarisch bleiben wir beim Fisch: ein Zöpfchen gibts, gebunden aus Lachs- und Zanderfilet – garantiert nicht aus dem Brienzersee.

Eiskaltes Vergnügen

Unser Verdauungsbummel führt uns zurück zum « Du Lac» und weiter dem See entlang bis zum Schwimmbad. Es ist wohl das kleinste der Schweiz und zugleich eines der schönsten, mit Sandstrand. Im See liegt ein waldiges Eiland, die «Schnecken-­ insel». Sie ist vom Ufer nur etwa 300 Meter entfernt; sie zu erreichen ist aber auch für geübte Schwimmer eine Herausforderung. Das paradiesische Grünblau des Wassers kommt schliesslich davon, dass der ­Brienzersee zu einem schönen Teil mit «Gletschermilch» gefüllt ist. Maximal 21 Grad wird er im Sommer – falls die Sonne mitspielt.

Das Dessert lassen wir uns im Hotel Bellevue servieren. Der Geisskäse von der Alp ist caramelisiert, die Erdbeeren sind mariniert. Unser Tisch befindet sich in einem winzigen Garten-abteil direkt am See, telefo­nisch vor­reserviert. Bildschöner hat Urs noch keine Nachspeise genossen.

Auf der andern Seite der Halbinsel thront ein Schloss wie aus einem Hitchcock-Film. Genutzt wird es heute als Zentrum für Leute mit psychischen Leiden. Der See ist ruhig, das Licht spiegelt sich gespenstisch. «Das ist abends fast immer so», erzählten schon die beiden Surbeks.

Warum ich immer von den Surbeks spreche, fragt Urs. «Siehst du sofort.» Vom «Bellevue» flanieren wir zum «Du Lac», und zwischen diesen beiden Gasthäusern zeige ich mit dem Finger den steilen Hang hoch: Hinter Büschen und zwei Nussbäumen versteckt sich eine Baracke mit einem grossen Fenster: Das war das Atelier von Victor Surbek und Marguerite Frey-Surbek. Sechzig Jahre waren die beiden verheiratet, er starb vor 40 Jahren, sie vor 34, zwei Maler mit einem eigenen Stil. Das letzte Bild von Victor Surbek heisst «Blauer Abend». Es zeigt das Hitchcock-Schloss im Vordergrund und Stecks Joggingstrecke am Horizont – ein Spektakel, das zu unserem heutigen Dinner passt.

Bereits erschienene Weekendtipps finden Sie unter www. schweizerfamilie. ch/weekendtipps

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Iseltwald BE

Anreise: Mit dem Auto via Brünigpass Richtung Brienz oder via Bern-Interlaken.

Mit den SBB nach Interlaken Ost und von dort mit dem Postauto oder dem Schiff nach Iseltwald. Oder mit der Brünigbahn nach Brienz und von dort mit dem Schiff nach Iseltwald.

Die drei Hotel-Restaurants: «Bellevue», Tel. 033 845 11 10; «Chalet Du Lac», Tel. 033 845 84 58; «Strandhotel», Tel. 033 845 13 13

Spezialangebot: Dreigänger in den drei Restaurants für 69 Fr. exkl. Getränke.

Daten: 29. Mai, 19. Juni, 3. Juli, 24. Juli, 28. August, 11. September, 25. September, 9. Oktober, 23. Oktober. Vorreser­vation in einem der drei Restaurants.

Literatur: «Die Surbeks»: Victor und Marguerite, ein Berner Künstlerpaar. Verfasst vom «Schweizer Familie»-Autor Markus Schneider. Verlag Scheidegger & Spiess, 142 Seiten, 29 Fr.

Ein Dorf mit «Hitchcock»-Schloss und Anziehungskraft: Iseltwald. Der dritte Gang, serviert im «Bellevue»: Caramelisierter Geisskäse mit Erdbeeren.

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