Editorial Schweizer Familie, 30.03.2009, von Michael Solomicki

Editorial
Schweizer Familie, 30.03.2009, von Michael Solomicki

Markus ist ein Kollege. Wir kennen uns schon eine Weile. Beinahe 15 Jahre. Zum ersten Mal trafen wir uns beim damaligen Nachrichtenmagazin «Facts». Er besass den Ruf eines profilierten Journalisten. Jede Woche schrieb er einen «Bericht aus Bern», in dem er die Vorgänge im Bundeshaus kommentierte. Seine Überlegungen sassen, seine Worte trafen. Markus war ein denkender Mensch. Das Hirn war sein Kapital.Und das verlor er. Mit 47 erlitt der Vater von zwei Kindern nach einer Herzklappenoperation eine Hirnblutung, die seine rechte Hirnhälfte überschwemmte. Als er fünf Wochen später aus dem Koma erwachte, konnte er kaum lesen und schreiben. Ausgerechnet er. Das war vor zwei Jahren.Jetzt sehe ich ihn wieder. Jeden Tag. Seit zwei Monaten absolviert Markus auf unserer Redaktion einen von der Invalidenversicherung begleiteten Arbeitsversuch. Die Hirnblutung mag viele praktische Fertigkeiten aus seinem Schädel getilgt haben – eine zentrale Eigenschaft hat sie verschont. Den Humor. Und die Fähigkeit, über sich selber zu lachen. Das hilft ihm, am Scheitern in alltäglichen Dingen nicht zu verzweifeln und weiterzukommen. Auch darüber handelt sein Buch «Grimassenherz. Eine Reise zurück ins Leben».

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