Kein Verein, eine Partei! von Matt Hämmerli, 10.02.2004
Gründen wir einen Verein! von Michael Schlup, 03.02.2004
Welcher Kanton bekommt wie viel? von Peter Richard, 27.01.2004
Verkehrte Seiten Ein Leser, 19.01.2004
Fehler auf Seite 118 von Paul Rüegg, 16.01.2004
Fr. 39 für weniger als 150 Seiten? von Damaris Gutzwiller, 06.01.2004
Fragen an den Autor…. von Martin Schlumpf, 02.01.2004
…Versuche zu Antworten von Markus Schneider, 01.01.2004
Busse für Leute, die nicht abstimmen? von William Züllig, 27.12.2003
Aktiv werden! von Dominik Feusi, 26.12.2003
Bitte Stichwortverzeichnis! von Kurt Vollenweider, 16.12.2003
Kein Verein, eine Partei!
10.02.2004, von Matt Hämmerli
Ich bin der Meinung, dass es nicht nur einen Verein braucht (wie von Herrn Schlup im Forum vorgeschlagen), sondern gleich eine
neue Partei. In meinen Gesprächen mit Arbeitskollegen, Freunden, etc. habe ich
nämlich nicht nur im Bezug auf das Steuerwesen einstimmiges Feedback
erhalten, sondern generell viel allgemeiner. Die meisten Menschen in meinem Umfeld
fühlen eine gewisse Ohnmacht, weil sie sich schlicht nicht in der Lage sehen
irgendeine der aktuell existierenden Parteien zu unterstützen. Nicht nur weil
keine Partei ihre Linie bezüglich Steuern vertritt, sondern weil auch keine
ihre Interessen im Bezug auf Wirtschaftspolitik, Umweltschutz,
Landesverteidigung, Immigrationspolitik, etc aufnimmt.
Natürlich könnte ich mich jetzt auch selbst an der Nase nehmen und
irgendetwas in der Richtung aufzusetzen versuchen. Da mir aber von Kontakten über
Sponsoren bis hin zu Erfahrung so ziemlich alles fehlt um einen solchen Schritt
zu unternehmen, lasse ich das lieber bleiben. Ich wünschte mir aber sehr, dass
jemand der diese Voraussetzungen mitbringt die Gunst der Stunde nützt. Ich
wäre jedenfalls der Erste der an die Urne rennt und jeden Bekannten und
Unbekannten mitreissen würde.
matt.hammerli@gmx.net
Gründen wir einen Verein!
03.02.2004, von Michael Schlup
Mit Interesse beobachte ich auch, wie das Thema Flat Tax in den Medien gehypt wird (der Zeitpunkt ist ja auch günstig) – und wie eigentlich keine politische Organisation / Partei auf den Zug aufspringt. So wird es weiterhin zu Detailkorrekturen kommen, damit niemand seiner Klientel die schlechte Nachricht überbringen muss, ihre Privilegien würden gestrichen – obwohl in der heutigen Situation das Konzept flat tax durchaus mehrheitsfähig sein könnte.
Aber nicht, wenn es eine politische Partei propagiert – die Idee würde pervertiert (s. SVP; ohne Gutschriften) oder verwässert zugunsten von Interessengruppen (alle anderen). Die Zeit ist reif für eine Kampagne der «Sandwich»-Familien, eine Kampagne, die auf die Stimulierung des Wachstums durch eine Flat Tax in allen Kantonen und auf Bundesebene abzielt, zur Sicherung der Sozialwerke und zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz.
Ich glaube daran, dass eine derartige Kampagne Erfolg haben kann. Ihr Weissbuch gibt die Richtung vor, und Sie selber wären ein essentieller Bestandteil, um eine solche Kampagne zum Fliegen zu bringen – neben den notwendigen finanziellen Mitteln, juristisch wasserdichten Vorlagen und einer sich über die politischen Niederungen erhebende Öffentlcihkeitsarbeit.
Haben Sie noch nie daran gedacht, die Idee/Vision mit dem Schub des Weissbuchs und dem für Viele akuten Leidensdruck in die Tat umzusetzen? Ich wäre sofort dabei! Mein Vorschlag ist die Gründung eines Vereins mit dem (Arbeits)titel «Aufbruch Schweiz», Ziel Lancierung und Annahme von Volksinitiativen zur Einführung einer Flat tax in allen Kantonen und auf Bundesebene. Es sollte möglich sein, eine solche Kampagne zu finanzieren mit Beiträgen aller zukünftigen Gewinner – darunter auch «Reiche», denen die Steueroptimierung schlicht zu blöd ist.
Ich selber habe v.a. viele Ideen zu einer möglichen Kampagne, und zur Organisation und in diesen Fragen auch etwas Erfahrung. Aber ich bin sicher, ich könnte weitere, sehr kampagnenerfahrene Personen für die Idee gewinnen. Ohne Sie und weitere wirklich sattelfeste Promotoren des Konzepts gehts aber nicht. Und den Schwung, der durch Ihr Weissbuch entstanden ist, nicht zu nutzen ist doch einfach schade.
Wer weiss, vielleicht spricht Sie das ja an? In dem Fall würde ich mich freuen, mit Ihnen weiter zu diskutieren. Ansonsten auf jeden Fall vielen Dank für die Anregung durch das Weissbuch.
Welcher Kanton bekommt wie viel?
27.01.2004, von Peter Richard
Ich bin im Einwohnerrat in Reinach BL (Parteiloser in der SP-Fraktion) und
fest gewillt dazu beizutragen, dass neben der allgegenwärtigen «Sparwut»
(Leistungsabbau auf Bundes-, Kantons und Gemeindeebene mit welchem
Ergebnis?) auch unser ungerechtes und komplizierte Steursystem in der
Öffentlichkeit zum Thema wird. Ihr Vorschlag, von unserem Steuersystem weg
und umstellen auf eine Flat Tax für die direkte Einkommenssteuer mit 18%
Satz vom Einkommen – sei das durch Arbeit oder Kapital – flächendeckend für
die ganze Schweiz, habe ich kapiert.
Meine Frage dazu: Wie und nach welchen Aspekten soll das generierte Steuereinkommen durch diese Flat Tax zwischen Bund, den Kantonen und insbesondere den Gemeinden verteilt werden? – Ist die Bevökerungszahl der alleinige Verteilschlüssel, oder wenn ja, welche anderen Aspekte sollten nach ihrem Dafürhalten bei der Verteilung mitberücksichtigt werden?
Richard.Peter@jpm.bl.ch
Antwort von Markus Schneider:
Ihre Frage ist natürlich berechtigt. Ich habe sie im Buch bewusst nicht
beantwortet. Hätte ich einen Verteilschlüssel vorgeschlagen, hätten sich
alle Kritiker auf dieses Teil-Problem eingeschossen. Ich aber wollte, dass
die Flat Tax zum Thema wird.
Die Vorsicht, die ich da an den Tag gelegt habe, zeigt Ihnen: Ihre Frage ist
heikel. Hier geht es um den Föderalismus. Wie man die Steuereinahmen am
besten aufteilt? Die Bevölkerungszahl drängt sich wohl als Kriterium auf,
aber ob es das einzige ist, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Nur ein Hinweis
noch: Die heutigen langen Diskussionen rund um den Finanzausgleich zeigen
zweierlei: 1) auch der bestehenden Steuerwettbewerb muss politisch korrigiert
werden, schon heute werden die Einnahmen zwischen den Kantonen geglättet. 2)
Das ist heute zwar schwierig, aber möglich, also sollte das auch mit einer
Flat Tax praktikabel sein.
Die zweite Lösung: Man führt die Flat Tax pragmatisch ein – indem man den
heutigen Steuerwettbewerb weiterhin zulässt. Zum Beispiel: Der Bund verlangt
6 Prozent (in der ganzen Schweiz für alle), der Kanton Baselland 8 Prozent
(für alle im ganzen Kanton), die Gemeinde Reinach 4 Prozent, macht zusammen
18 Prozent. Dann besteht weiterhin Steuerwettbewerb zwischen den Kantonen
(Zug wäre wohl billiger, Basel-Stadt teurer) und zwischen den Gemeinden
(Gelterkinden BL wäre wohl teurer als Reinach BL, Freienbach SZ aber noch
billiger). Also alles wie heute. Klar, damit kommen die Vorteile der Flat
Tax nicht voll zum Zug: Die Steueropitimierer werden sofort wieder auf den
Plan gerufen, viele Personen werden zügeln und manche Firmen ihre Einkommen
juristisch von Ort zu Ort transferieren.
Sie sehen, es gibt noch viel Denkarbeit zu leisten. Es tut mir leid, dass ich Ihnen z. Z keine besseren Antworten geben kann.
Reaktion von Peter Richard:
Danke für Ihre Antwort! – Sie bestätigt leider meine Befürchtung, dass
bezüglich einer flächendeckenden Flat Tax der Verteilschlüssel anscheinend
den Pferdefuss darstellt. – Dennoch – und so habe ich das auch zwischen
Ihren Zeilen gelesen – wäre einmal der politische Wille für eine Flat Tax
vorhanden, würde die CH auch eine Lösung für den dazu benötigten
Verteilschlüssel zwischen Bund, Kantonen und den Gemeinden finden.
Bis dahin befürchte ich gilt das bewährte Motto:
wer meint es gehe nicht, sagt eigentlich vielmehr er will nicht! Diese
Knacknuss zu knacken ist die Erstere und zugleich die Grössere für ein Flat
Tax! Aber, hat nicht irgend jemand lapidar behauptet, Politik bestehe darin
Mehrheiten zu finden – auch für eine Flat Tax!?
in dem Sinne grüsst Sie ein unverbesserlicher Optimist
Verkehrte Seiten
19.01.2004, von Ein Leser
Das Buch ist sehr interessant, deckt einiges auf, bringt interessante Ansätze!
Was mich stört: Ich habe ein Buch vor mir, dass über eine Seitenbreite von ungefähr 10 cm verfügt doch nur die inneren 6 – 7 cm sind beschrieben, nicht die äusseren – nein die inneren! Dies nötigt mich dazu, dass ich das Buch derart auseinanderbiegen muss, dass es nachher einfach nicht mehr anständig ins Regal passt. Es wäre doch sicherlich möglich gewesen, den Text an den äusseren Rand zu setzen und die Quellenhinweise nach innen, dies würde das Lesen um einiges Vereinfachen…
Auch im gemeinen Alltag sollte man mitdenken.
einleser@bett.ch
Fehler auf Seite 118
16.01.2004, von Paul Rüegg
Die Lektüre des Weissbuchs, das ich soeben fertiggelesen habe, hat mir grosses Vergnügen bereitet. Sie haben ein Buch geschrieben, das für einen Laien leicht verständlich, spannend und erst noch genussvoll zu lesen ist. Sorgen macht mir dabei, dass die Entwicklung wieterhin in eine völlig falsche Richtung läuft.
Ich denke, auf Seite, 118 zweitletzte Zeile hat sich ein Fehler eingeschlichen:
Die Bauern aller Industrieländer erhalten jährlich 350 Milliarden US-Dollar Subventionen, während 50 Millionen US-Dollar jährlich in die staatliche Enwicklungshilfe fliessen.
Sind das nicht eher 50 Milliarden?
Anmerkung von Markus Schneider: Paul Rüegg hat natürlich völlig Recht. Falls es zu einer zweiten Auflage kommt, werde ich diesen Fehler ausmerzen.
Fr. 39 für weniger als 150 Seiten?
06.01.2004, von Damaris Gutzwiller
Ich studiere Sozialarbeit und Sozialpolitik an der Uni Fribourg und war an Ihrem Werk sehr interessiert… Ich bin begeistert von Ihren Vorschlägen.
Nur ein Gedanke ist mir gekommen: warum kostet Ihr Werk ganze CHF 39.–? Wenn Sie an einer Umsetzung Ihrer Ideen interessiert wären,müsste das Buch doch sehr viel weniger kosten, denn nur, wenn ein grosser Teil der Bevölkerung Ihr Buch liest, kann es auch Volksabstimmungen beeinflussen… dies wäre eher der Fall, wenn das Buch die Hälfte kosten würde (gerade Sie haben von einem viel zu teuren Schweizer Detailhandel gesprochen).
Doch wer will schon CHF 39.– für ein Buch mit weniger als 150 Seiten Umfang ausgeben?
damaris.gutzwiller@gmx.net
Fragen an den Autor….
02.01.2004, von Martin Schlumpf
Ich habe mit Bekannten über ihr Buch diskutiert. Dabei haben sich Fragen ergeben, die ich ihnen hier gerne stellen möchte.
1) Wenn mit der flat tax ungefähr dasselbe Steueraufkommen wie bisher
erzielt werden kann, und wenn man weiter berücksichtigt, dass die working
poor mit der flat tax wesentlich besser fahren und auch der Mittelstand
weniger «gerupft» wird, ist klar, dass die Reichen etwas mehr zahlen müssen
als bisher. Ist das richtig und gibt es von ihnen Schätzungen, wieviel das
etwa sein könnte? Denn für eine allfällige Einführung ist natürlich wichtig
zu wissen, wie sehr die Reichen davon nicht profitieren würden. Und das
Argument, dass sie ihr Geld und ihre Energie in produktivere Dinge stecken
könnten sticht wohl nicht ganz: das individuelle Optimieren und dem Staat
«ein Schnippchen schlagen» ist vielleicht attraktiver, als einfach soviel
zahlen wie alle andern.
2) Wie eigentlich soll das mit der flat tax eingenommene Geld auf Bund,
Kantone und Gemeinden verteilt werden? a) mit derselben Geldmenge pro
Gemeinde, Kanton und Bund wie bisher oder b) analog zu den Steuereinnahmen,
die pro Empfängergruppe mit dem uniformen Satz von 18% gemacht würden? Im
ersten Fall müsste wohl viel Geld umverteilt werden (ist das gerecht?), im
zweiten gäbe es eine richtige Revolution, bei der Budgets völlig
durcheinander gerieten.
Und überhaupt ganz allgemein: ist es gut, den Steuerwettbewerb zu
unterbinden? Hat der nicht auch Vorteile (die vielleicht in ein etwas
moderateres System übernommen werden könnten)?
Diese verteilfrage scheint mir sehr wichtig in Bezug auf eine mögliche
Realisierung.
3) Wie könnte man argumentativ gegen das durchschnittliche
Politikerverhalten vorgehen, das lieber Gewschenke an seine Klientel
verteilt, als ein System einführt, das alle gleich macht und keine
individuellen Tricks mehr zulässt? Oder anders: wo liegen die grossen
Vorteile?
4) Auf welchen Betrag sollten die Fürsorgeleistungen gekürzt werden?
5) Wie sähe eine einfache schweizerische Erbschaftssteuer konkret aus?
Ich versuche so kritisch wie möglich zu denken, da ich eigentlich auf
Anhieb von ihrem vorgeschlagenen Modell überzeugt war.
Ich schenke das Buch auch meinen Söhnen – einer davon studiert Jus und
macht bald eine Prüfung in Steuerrecht: er will ihre Thesen in der Uni zur
Sprache bringen.
Ich werde noch einige wichtige Leute anfragen, was sie vom Buch halten.
Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen und meine besten Wünsche zum
(Stichjahr!) 2004.
Prof. Martin Schlumpf
Hochschule Musik und Theater Zürich
martin.schlumpf@hmt.edu
…Versuche zu Antworten
01.01.2004, von Markus Schneider
herzlichen Dank, Sie stellen die entscheidenden Fragen, die ich beim
Schreiben auch gewälzt, aber leider nicht bewältigt habe. Ich
versuche hiermit trotzdem, Ihnen so weit wie möglich schlüssige Antworten zu
geben:
1) Wieviel die Reichen «gerupft» werden, ist von Fall zu Fall verschieden.
Bei meiner persönlichen Steuererklärung (vg. Seite 60/61 im Weissbuch) sieht
es so aus, dass ich zusammen mit meiner Frau auf ein effektives Einkommen von 160’000 komme; auf diesen Betrag zahlen wir AHV und Pensionskasse. Dank den Abzügen beträgt unser steuerbares Einkommen aber nur 85’000 Franken, damit zahlen wir in der Stadt Zürich, dem Kanton Zürich und dem Bund nur 10’800 Franken direkte Steuern; sie sehen, wir profitieren vom progressiven Steuersystem, wir bezahlen relativ wenig Steuern. Gemäss meinem Modell müsste ich 18
Prozent von 160’000 Franken zahlen, das ergibt Steuern in Höhe von 28’800 Franken, wobei ich mit zwei Kindern aber auf eine Gutschrift von 20’000 käme. Ich würde also Franken 8’800 zahlen, noch ein bisschen weniger als heute.
«Gerupft» würden also nicht Leute wie ich, sondern Leute, die noch mehr
verdienen, sagen wir ab 250’000 Franken (womit man in Zürich schon fast den
Maximalsteuersatz zahlt), und die es zweites – das ist entscheidend – heute
schaffen, dank diversen Abzügen ihr steuerbares Einkommen merklich
herunterzufaheln, auf 150’000 oder so. Jene Spitzeneinkommen aber, die heute auf Steueroptimierung verzichten und zum Beispiel weiterhin im Jura oder in Genf oder Basel-Stadt wohnen bleiben, müssen in meinem Modell nur den moderaten Spitzensteuersatz von 18 Prozent zahlen (minus die Gutschriften, die hier natürlich etwas weniger ins Gewicht fallen).
Entscheidend ist: Nicht ALLE Spitzeneinkommen würden im Vergleich zu
heute gerupft, sondern nur diejenigen, denen es heute gelingt, ihre
steuerbaren Einkommen zu optimieren.
2) Diese Frage ist die Knacknuss, über die ich lange nachgedacht habe, aber
leider zu keinem Ergebnis kam.
Die Hochrechnung mit 18 Prozent habe ich vor allem aus einem einzigen Grund
gemacht: Ich wollte zeigen, dass eine proportionale Lohnsteuer sehr ergiebig
ist im Vergleich zur heutigen progressiven Einkommensteuer, die von den Spitzenverdienern systematisch umgangen wird. Ich hoffe, dieser Teil der «Beweisführung» ist mir gelungen.
Nun zum Problem, zur konkreten Verteilung der Erträge auf Bund, Kantone und
Gemeinden: Natürlich könnte man irgendwelche neuen Schlüssel erfinden (z.B.
nach Einwohner), aber so etwas stände tatsächlich völlig quer in der heutigen Landschaft. Ich finde auch, dass der Steuerwettbewerb an sich etwas sehr gutes ist (Seite 61 im Weissbuch). Ich
habe mich aus diesem Dilemma, wie Sie als kritischer Leser bemerkt haben,
herausgemogelt. Allerdings habe ich auf Seite 127 eine pragmatische Lösung
skizziert: Die Schweiz führt nicht das reine Modell ein, sondern die Prinzipien.
Konkret könnte das heissen: Wir lassen den Steuerwettbewerb zu, auch im
Flat-Tax-System. Damit kommt es zu einem Wettbewerb zwischen verschiedenen Flat-Tax-Kantonen und Flat-Tax-Ortschaften: Zug hat dann eine andere Flat Rate als Basel-Stadt, aber beide haben eine Flat Rate. Das hat natürlich einen Nachteil: Die Leute, insbesondere die Unternehmen und Selbständigen, werden sofort wieder Steuern optimieren und Einkommen technisch von Basel-Stadt nach Zug transferieren.
Urs Ursprung, der Direktor der eidgenössischen Steuerverwaltung, hat mich auf folgende Idee gebracht: Der Bund könnte beginnnen. Er könnte aus der direkten Bundessteuer eine Flat Tax machen – und diese sozusagen dem ganzen Steuerdschungel rübelstülpen und dann mal abwarten, wie die Kantone reagieren.
Andersrum geht übrigens nicht: Ein Kanton kann nicht von heute auf morgen eine Flat Tax einführen. Grund ist die herrschende formelle Steuerharmonisierung: Heute ist vom Gesetz her allen Kantonen vorgeschrieben, welche Abzüge sie gewähren müssen.
3) Auch diese Frage ist eine Knacknuss.
Das sehen wir beim Steuerpaket des Bundes, über das wir im Mai abstimmen müssen. Stimmen wir Ja, sagen wir Ja zu neuen Abzügen und Ja zu einem System, das z.B. die Hauseigentümer noch stärker privilegiert als heute. Stimmen wir Nein, gibt es überhaupt keine Steuersenkungen. Also müssen wir wohl Ja sagen.
Ich weiss auch nicht, wie man die Politiker überzeugen kann, KEINE Geschenke
an spezifische Gruppen zu verteilen, sondern ALLE Bürger mit niedrigeren
Tarifen zu entlasten. Als Journalist werde ich mich bemühen, immer und immer
die Interessen klar herausstreichen: Wir haben es in letzten Session
gesehen, wie der Sondersatz für die Hotellerie in der Mehrwertsteuer von der
bürgerlichen Mehrheit wieder bestätigt wurde(obschon man auch bei der
Mehrwertsteuer den Satz senken könnte, wenn man keine Ausnahmen mehr
zuliesse!). Anderes aktuelles Beispiel: Christoph Blocher verlangte neue
Sonderregelungen für die Erbfolge in Familienunternehmen. Hier geht immer
und immer um spezifische Interessen für spezifische Gruppen, die neue Ausnahmen für sich reklamieren.
4) Die Fürsorge muss sinken. Wie weit?
So weit, dass diejenigen Leute, die selber etwas dazu verdienen, einen
genügend grossen Teil davon behalten dürfen. Ich finde es einfach nicht gut,
wenn die Working Poors, die arbeiten, am Ende weniger Geld in der Tasche
haben als die Fürsorgeempfänger, die nichts tun. Und ich fürchte, dass viele
Working Poors gar nicht wissen, wie hoch die Fürsorgeleistungen sind.
Grob geschätzt müssten die Fürsorgeleistungen wohl um 20 Prozent sinken.
5) Eine Erbschaftssteuer muss nicht gleich 100 Prozent betragen, sondern
könnte ebenfalls moderat ausfallen: warum nicht auch 18 Prozent wie bei der
Flat Tax?
Mein Kollege Alain Zucker hat in einem Artikel fürs Magazin des
Tagesanzeigers eine Schätzung zitiert, wonach in der Schweiz zwischen 22 und
29 Milliarden Franken im Jahr durch Schenkungen und Erbschaften übertragen
werden. Wenn man da also nur 18 Prozent davon abzwacken würden, käme man auf
4 bis 6 Milliarden und damit auf das heutige Volumen der Vermögenssteuer.
Busse für Leute, die nicht abstimmen?
27.12.2003, von William Züllig
Das «Weissbuch» ist wohl das beste und schönste Weihnachtsgeschenk das ich mir machen durfte. Excellent geschrieben – ich gratuliere.
Natürlich sind einige Ideen bereits dem geneigten Weltwocheleser bekannt gewesen. Trotzdem, das Buch ist ein Hit. Sollte von jedem Steuerzahler gelesen werden.
A props Steuern (Abgaben) bezahlen: Ab dem 18. Altersjahr ist bekanntlich ein Schweizerbürger stimmberechtigt. Aber nur knapp 40% üben das Stimmrecht aus. Vor 5O Jahren sollen es an die 8O% gewesen sein.
Damit die schweigende Mehrheit sozusagen gezwungen würde, zur Urne zu gehen, sollte man einen Strafzettel für Nichtstimmer abgeben. Ich denke da an ein bisschen Geld, vielleicht so Fr. 5O.– oder auch etwas mehr.
Anscheinend büsst bis heute nur der Kanton Schaffhausen die Bürger, die nicht an die Urne gehen mit Fr 5.00 oder so was. Das ist zu wenig.
Eine ordentliche Busse würde sicher manchen jungen Bürger eher dazu bewegen, sich um Politik zu interessieren, und vielleicht einen Besuch weniger in der Disco gestatten.
Was meinen Sie zum Vorschlag?
—
william.zuellig@bluewin.ch
Aktiv werden!
26.12.2003, von Dominik Feusi
Das Weissbuch 2004 habe ich mit Genuss gelesen, es zeugt von Sachverstand und beständigem Blick über den eigenen Tellerrand auf andere Staaten, Wissenschaftler und Politiker. Es ist von jener sachlichen Kreativität geprägt, die unserer Politik oft fehlt.
Damit dieses Weissbuch nicht das gleiche Schicksal wie die beiden ersten Versuche erfährt, müssten die hervorragenden Ideen weiter bearbeitet und für das politische Feld aufbereitet werden. Neben dem grossen Wurf – wohl ein umfassendes Konzept betreffend Flat Tax – braucht es auch kleine Anregungen, Vorstösse, etc. um die nötigen Veränderungen in die Wege zu leiten. Das Konzept hat eine Chance
– wenn eine kleine Gruppe von interessierten und qualifizierten Personen die Vorschläge weiter bearbeitet und der Politik konkret unterbreitet
– wenn es gelingt, jenseits von Ideologien sachlich zu argumentieren und damit Politikerinnen verschiedener Couleur für die Vorschläge – oder für Teile davon – zu gewinnen.
– wenn aus kleinen Denkanstössen, persönlichen Vorstössen und Meinungsäuserungen eine positive Dynamik entsteht, die den «grossen Wurf» möglich macht.
dominik.feusi@schweiz.ch
Bitte Stichwortverzeichnis!
16.12.2003, von Kurt Vollenweider
Gestern gekauft und heute fertig gelesen. Ein wahrer «eye-opener» für jeden Schweizer. Ich habe mir Mühe gegeben und die meisten meiner Freund per e-mail aufgefordert das Buch zu kaufen. Eigentlich sollte dieses Buch jedem Schweizer mit der Steuererklärung 2004 zugestellt werden. Dies wäre keine Subvention, sondern eine Investition in dringend benötigten Schwung zugunsten der Schweiz!
Verbesserungsvorschlag für die zweite Auflage: Ein Stichwortverzeichnis am Schluss.
KVollenweider@compuserve.com